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Stickmaterialien

Hier ein paar Tipps für die Maschinensticker

Vlies und Folie

Wer eine schöne Stickerei auf seiner Kleidung oder auf anderen Textilien haben möchte, braucht dazu natürlich ein tolles Motiv und Stickgarn. Stickmuster gibt es fertig als Downloads, von Stickkarten oder auch selbst digitalisiert.

Das ist alles ?

Nein, nicht ganz, denn nicht alle Materialien spannt man in den Rahmen und fertig... los... es wird gestickt.

Bei einem kräftigen Baumwollstoff kann man das schon mal so handhaben, er ist stabil genug und verzieht sich nicht gleich beim festen Einspannen in den Rahmen.

Abreißvlies - Schneidevlies

Hat man normale Gewebe zu besticken, die ja meist problemlos einzuspannen sind, aber eben duch die flächige Stickerei nicht Verzug bekommen sollen, reicht oft ein Abreißvlies. Dieses kann man mit dem zu bestickenden Stoff in den Rahmen spannen, man kann es auch mit einem Sprühkleber ansprühen und so unter den Stoff legen - durch den Sprühkleber ist es fixiert. Dieses Abreißvlies gibt es auch in softer Baumwolle, damit bspw. in Baby- oder Kinderkleidung keine möglicherweise überstehenden Vliesreste die Haut reizen.

Schneidevlies muss man, wie es der Name sagt, am Ende des Stickens rund um die Stickerei abschneiden. Dieses Vlies verwendet man bei großen aufwändigen Stickmustern mit hoher Stickdichte und Stichzahl und ebenso für dicke und dehnbare Stoffe.

Schon bei gewirkten Materialien sieht das anders aus. Der feine Trikotstoff würde sich bei sehr festem Einspannen ordentlich verziehen, die feinen Maschen sehr auseinander gedrückt. Dann das Motiv darauf gestickt sähe alles andere als hübsch aus.

Klebevlies

In diesem Fall benutzt man ein Klebevlies. Dieses Vlies - es gibt es in verschiedenen Stärken - am gebräuchlichsten ist wohl das 120er - spannt man mit der Trägerfolie (kariertes Papier) nach oben in den Rahmen ein, ritzt die Trägerfolie etwas ein und zieht sie vom Klebevlies ab. Hierauf wird in der richtigen Position das Gewebe aufgeklebt, ohne den Stoff auseinander zu ziehen. Wer es ganz sicher machen möchte, kann auch noch ein Stück wasserlöslicher Folie darauflegen und mit ein paar Stecknadeln fixieren, das ist aber meist nicht nötig. Jetzt kann wirklich losgestickt werden.

Klebevlies ist auch unerläßlich bei Jerseys, Polos oder Sweatshirts. Diese Sachen kann man oftmals nicht einspannen, benötigen aber Stabilität und sollten verzugsfrei bestickt werden können. Sweatshirts sind nicht ganz so elastisch wie Jersey-Shirts, verziehen sich auch nicht so schnell beim Besticken. Aber je dünner, "billiger" ein Shirt ist, desto mehr verzieht sich eine unfixierte Stickfläche. Das Trägerpapier des Klebevlieses wird von der gesamten Rahmenfläche entfernt, damit möglichst viel aufzuklebende Fläche da ist. Wer möchte, legt auch hier ein wenig wasserlösliche Folie wie Avalon auf. Sehr hilfreich ist ein "Befestigungsrahmen", der aus Heftstichen besteht. Manche Maschinen besitzen bereits diese Funktion. Man kann sich den Rahmen aber auch selbst mit weitläufigen Stichen digitalisieren.

Diejenigen, die das Shirt lieber einspannen möchten, fixieren die zu bestickende Fläche mit Bügelvlies oder einem einfachen Vlies, welches man mit speziellem Klebespray besprüht und auf die entsprechende Fläche anbringt. Das ist sehr nützlich bei relativ großen zu bestickenden Flächen. Auch hier wieder einen Heftrahmen nähen lassen.

Das Besticken der Shirts ist schon recht individuell. Denn es werden ja nicht nur Logos der Vereine oder Firmen auf den Shirts und Hemden verewigt. Man selbst möchte seine Lieblings-Comichelden,die favorisierten Muster wie Blumen, Paisleys, Tribals auf der eigenen Kleidung haben - und das läßt sich mit den modernen Stickcomputern und dem eigenen Stickprogramm natürlich bestens verwirklichen. Und noch ein Vorteil - die Stickereien bleiben sehr lange so schön wie am Anfang. Ich möchte fast sagen, sie überleben eher das Kleidungsstück, auf das sie gestickt wurden. Und darum ist es besonders wichtig, die Stickerei gut gelingen zu lassen, unter Mithilfe der zur Verfügung stehenden Materialien.

Bei Strickstoff benutzt man am besten auch das Klebevlies, klebt den Stoff auf und legt AUF die zu bestickende Fläche noch ein Stück wasserlösliche Folie. Diese Folie verhindert ein unsauberes Stickbild, die gestickten Stiche verschlupfen nicht im Gestrick - auch wird so nicht der Strickstoff auseinandergedrückt. Die Folie kann man zur Sicherheit auch oben noch mit 2-3 Stecknadeln fixieren. Nach dem Sticken kann man die wasserlösliche Folie ohne Probleme vom Gestickten abreißen, die untergestickte Folie ist nicht sichtbar und löst sich bei der ersten Wäsche auf.
Frotteetücher werden auch mit der wasserlöslichen Folie belegt. Die Schlingen werden dadurch niedrig gehalten und es entsteht ein glattes, sauberes Stickbild. Allerdings kann man das Tuch direkt in den Rahmen einspannen und muß weder Bügel- noch Klebevlies druntertun.
Wer sehr feine Stoffe besticken möchte, zum Beispiel den Namen auf ein Taufkleidchen, bei dem der Oberstoff durchsichtig ist, der legt den zu bestickenden Stoff zwischen zwei Lagen wasserlösliche Folie. Der Stoff halt Halt, wird bei Einspannen in den Rahmen nicht beschädigt und es ergibt eine saubere Stickerei ohne Vliesrückstände.

Nach einigem Gebrauch weiß man ganz gut, welches Material man bei welcher Stoffart verwendet. Reste von Klebevlies kann man auch sehr gut noch unter eine Stickerei kleben, es muß nicht immer ein ganzes großes Stück sein. Genauso gut kann man Reste von wasserlöslicher Folie aneinander kleben, in dem man die Ränder etwas anfeuchtet und sofort das andere Teilchen dranklebt. So produziert man nicht so viel Abfall, denn diese Materialien sind nicht immer so billig.

Wasserlösliche Folie

Ich habe 2 verschiedene Sorten von wasserlöslicher Folie in Gebrauch. Einmal AVALON, das ist auf beiden Seiten glatt. Das andere ist SOLVY, - die Seite, die bestickt wird, ist ebenfalls glatt, auf der Seite, die auf den Stoff aufgelegt wird, hat es "Poren", d.h. die Folie fügt sich sehr schön auf das Material, ob Jersey, Frottee oder Strickstoff etc. Es gibt auch sehr dickes, gummiartiges Avalon, Avalon plus - es wird zwar zum Spitzesticken propagiert, aber für mich und andere Sticker gibt es da doch bessere "Hilfsmittel" - siehe unten. Avalon-Folie kann man auch unter Stoffe legen, die sich in der Regel beim Nähen nicht gut transportieren lassen - früher nahm man Seidenpapier, heute tut es Avalon. Mit Avalon-Resten, die ich zu einer Bahn zusammen geklebt habe - mitteles ein wenig Feuchtigkeit (feuchter Finger) - nähe ich z.B. auch die Gitterschals. Da kann man das Avalon auch noch verwenden, wenn es bereits etwas ausgetrocknet und somit härter geworden ist.

Inzwischen ist die Stickerei von LACE - Spitze - ein ganz großer Punkt im Maschinensticken.

Wasserlösliches Vlies

Das kann man natürlich auf wasserlöslicher Folie machen - aber da diese gerne mal bei kompakteren Spitzenmustern perforiert, ist dann schnell ein Verzug des Stickmusters da und die ganze Arbeit, oft sehr stich- und zeitintensiv, war umsonst.

Hier hilft ein wasserlösliches Vlies z.b. SOLUVLIES von Freudenberg, von Gunold heißt es dann SOLVY FABRIC. Man stickt wie auf einen Stoff, oftmals langt sogar eine eingespannte Lage. Ich lege beispielsweise aber noch kleinere Reste UNTER den Rahmen, so habe ich eine doppelte Lage und gleichzeitig verwerte ich Reste. Wenn die Reste recht klein sind, kommt noch eine längere Restbahn auf die kleinen Reste, damit sie beim Ansticken des Musters, das ja schon mal ganz unten bzw. ganz oben im Rahmen passiert, nicht herunterpurzeln.So bleibt auch beim Auswaschen genügend Steife in der Spitze, wenn es notwendig ist, z. B. bei Fensterbildern und vor allem den Windlichtern. Und unter den Rahmen deshalb, damit das Stickfüßchen sich nicht in den kleineren Resten, die nicht immer die ganze Rahmengröße belegen, verfängt und somit die Stickerei verhunzt.

NADELN

Ein gutes Thema sind die Nadeln. Es hängt schon einiges davon ab, wie das Stickergebnis wird. Ich z.B. sticke oft nur mit gängigen Nähmaschinennadeln, 70er für T-Shirts, feinen Batist, Seide, - 80er für alle anderen Stickereien. Selbst Metallicgarne sticke ich mit diesen Nadeln, weil ich es meist vergesse, sie zu wechseln. Der Unterschied zu speziellen Sticknadeln ist der: diese habe ein etwas größeres Öhr und darüber eine Hohlkehle. Das soll Fehlstiche vermeiden helfen.

Die speziellen Metallicnadeln haben ein längeres Öhr, an dem der Metallicfaden nicht so sehr aufgerieben wird wie an einem normalen Nadelöhr.

Wichtig ist jedoch, die Nadeln regelmäßig zu wechseln, die Beanspruchung der Nadel bei großen, plakativen Mustern ist enorm groß, die Spitze und auch die Öhre werden sehr "geplagt", mit stumpfer Spitze gibt es größere Einstichstellen, die Öhre können zumal durch Benutzung von Metallgarnen scharfkantig werden und den Stickfaden schneller reißen lassen.

Also möglichst immer einen kleinen Vorrat an Nadeln zu Hause haben.

Garne

Im Lauf der Zeit gibt es nun viele Garnhersteller, die auch unterschiedliche Arten von Maschinen-Stickgarnen herstellen. Angefangen haben etliche Stickerinnen mit Rayon-Garnen, da diese vielerorts zu kaufen sind.

Ich habe mit Polyester-Garnen von brother begonnmen, da diese bei meiner Stickmaschine dabei waren, auch genau auf die Stickmaschinen abgestimmt sind/waren. Passend dazu auch das Untergarn. Das brother-Garn benutze ich auch nach all den Jahren noch liebend gerne. Da ich auch viele "Gebrauchs"-Stickereien anfertige, ist dieses strapazierbare Garn gerade recht. Aber die Palette hat sich natürlich sehr erweitert, nicht nur in Farben, sondern auch nach Marken. Da gibts dann schon einige, die meine Maschine - und somit auch ich - nicht so mag. Das geht den anderen Stickern aber auch so.

Manchmal liest man die Frage, ob Stickgarn überaltert ist. Meine Garne haben teilweise knapp unter 20 Jahre "auf der Rolle" - und davon ist keines reißwütiger als die neueren. Es hat sicher sehr viel mit der Lagerung zu tun. So habe ich beobachtet: wenn das Garn sehr trocken, evtl. auch offen, lagert, reißt es schneller. Es trocknet aus. Ich hatte zeitweise meine Garnschachteln in der Nähe von Heizungsrohren stehen, die im Winter sehr heiß wurden - und da hatte ich dann öfter mal auch Fadenrisse. Garnkästen in eine Schublade oder einen Schrank verbannt, auch weg vom Sonnenlicht - schon rissen diese Garne nicht mehr. Ich nutze sie auch heute noch, sofern manche Farben davon erhalten sind. Und wenn manche Garne mal wirklich zu trocken liegen - ein paar Stündchen im Kühlschrank, schon sollte es wieder problemlos laufen.

Ein anderes Phänomen: in diesem teilweise äußerst heißen Sommer, bei dem wir eine ungeheure hohe Luftfeuchtigkeit hatten, hatte meine Maschine mit Fadenspannungsproblemen zu kämpfen, was eigentlich nie vorkommt. Am Schlimmsten war es bei Rayongarnen - solche Schlaufen hat es vorher nie bei mir nach oben geworfen, nicht nur bei Satinstich, auch im Füllstich. Und am Rand, wenn es in die neue Laufrichtung ging. Alles hin- und herregeln der Spannung brachte nicht viel Erfolg. Maschine aus - am nächsten Tag bei kühleren Morgentemperaturen - dieselbe Stickerei lief wie am Schnürchen. Anscheinend wurde durch die hohe Luftfeuchtigkeit das Garn massiv munter und längte .... kennt man ja von Rayon/Viskose-Strickgarnen, betreffs Wasser/Feuchtigkeit und Körperwärme - dann längt es auch und schnackelt nach dem Trocknen wieder zusammen.

Diese Problem hatte ich früher nie, als ich noch die Sommer mit meinen Maschinen im "Keller" verbringen konnte, was aber nun nicht mehr möglich ist. Na ja, wann haben wir aber schon mal solche Extrem-Temperaturen ... aber vielleicht hilft es dem einen oder andern Sticker, die Maschine "besser zu verstehen" - die ja in dem Fall gar nicht anderrs konnte.

Effektgarne

Es gibt auch oft Probleme bei der Verarbeitung von METALLICGARNEN.

Metallicgarne sollten "stehend" verstickt werden und möglichst geringe Spannung haben. Dieses kann man erreichen, indem man manuell die Oberfadenspannung verringert - aber Achtung, jede Maschine ist individuell eingestellt.

Wer sich den "Luxus" eines Garnrollenständers geleistet hat, ist recht gut dran.Man kann die Garnrolle direkt hinter der Maschine vom Ständer absticken, es ist ein gerader Weg ohne Spannung auf dem Faden und man muß nichts an der Maschine verändern. Dieses hat sich bei mir sehr bewährt - ich sticke sehr viele Motive mit Gold- und Silbergarnen, andere farbige Metallicgarne reißen schon mal öfter, das liegt auch mit an der Zusammensetzung der Garne. Außerdem kann man 1000m-Spulen, die ich sehr oft verwende, bis zum letzten Rest absticken, was man bei liegender Rolle mit Rollenhalter davor nicht machen kann.

Dieses gilt auch für das Spectra - Garn von Madeira, ich sticke es sehr gerne, während es für andere ein echter Horror ist. Auch hier gilt, der Faden darf nicht unter Spannung stehen. Es ist aber normal, daß sich der Faden während des Stickens verdreht, das Ergebnis ist trotzdem wie gewünscht. Wer den Effekt des Verdrehens mindern möchte, sollte für eine möglichst lange Ablauflänge sorgen - einen Garbständer z.B. hinter der Maschiune aufstellen. Bei manchen Maschinen ist es möglich, die Geschwindigkeit beim Sticken zu verringern, das sollte man bei diesen Garnen machen. Wo es nicht möglich ist, wäre es angebracht, die Maschine bei größeren zu bestickenden Flächen mit Spectra kurz anzuhalten. Und es sollte auf alle Fälle eine Spezial-Metall(Spectra)-Nadel verwendet werden.

Spitzen = FSL (free standing lace) sticken

Spitzen sticken ist ein großes Stickthema geworden - sie hängen ja oftmals im Fenster in Form von Fensterbildern oder lassen für romantische Abende Windlichter entstehen, werden als Aufhänger für Geschenke gestaltet, als Schmuck oder als dekorativen Aufsatz auf Kleidung und viele Möglichkeiten mehr. Für freihängende Motive sollten sie auf beiden Seiten möglichst gleich aussehen. Das heißt, der Unterfaden sollte die gleiche Farbe haben wie das Motiv, uni oder farbig. Es gibt zwar farbige Bobbins - Unterfaden - zu kaufen, aber ob es gerade die Farbe ist, die man benötigt ... und für Spitzen braucht man sehr viel Garne, sie sind meist sehr stichintensiv. Die meisten heutigen Maschinen haben keine Probleme damit, auch Oberfaden als Unterfaden sticken zu müssen. So kann man sich eine kleine Vielfalt an Farben vorspulen, die man öfter benötigt.

Da es nunmehr 60er Garne gibt, die sehr viel feiner sind als das übliche 40er-Stickgarn, nehme ich das oft als Untergarn. Davon gibt es mittlerweile auch eine riesengrpße Farbpalette. Mein Favorit ist dabei Poly 60 von Gunold, aber auch andere Firmen führen 60er Maschinenstickgarn. Das wird übrigens gerne für feine Buchstabenstickereien empfohlen!

Hat man noch "von früher" kreuzgewickelte Rollen, kann man dieses ältere Garn auch gut mit in die Lace-Stickerei einarbeiten, ob als Ober- oder als Unterfaden. Beim Versticken als Obergarn sollte man die kreuzgewickelten Rollen möglichst auf einen Ständer hinter oder seitwärts von der Maschiche absticken lassen. Sonst liegend versticken. Beim Senkrechtstellen der Rollen rollt schon mal der Faden nach unten und verklemmt sich unter dem Garn. Das spannt den Faden zu sehr an und lässt ihn reißen bzw. die Nadel brechen.

Bei den sogenannten Miniking-Konen passiert das nicht.

 

Viel Spaß und gutes Gelingen !

(c) Liane Schommertz 2001-2015