Herbst-Idee

Karten (be)sticken mit der Stickmaschine

Es ist schon lange schöne Sitte, persönliche Grußkarten mit passenden Motiven zu besticken. In dem Fall nimmt man meistens Stoff, entweder Zählstoff für Kreuzstich oder auch glatten Stoff für kleine Nadelmalereien.  Das letztere  jedoch seltener, weil Plattstich oder Nadelmalerei für viele Stickerinnen nur mit vorgezeichneten Motiven nachzuvollziehen  sind.

Der „Vormarsch“ der Nähmaschinen mit Stickmodul ist auch hierbei festzustellen.

Sowohl Kreuzstich- als auch Plattstichmotive kann man mit der Maschine auf eigentlich jeden beliebigen Stoff sticken – und auch auf Papier.

Als Stickuntergrund bieten sich an: Organza, Seide, Taft, Duchesse, feine Baumwollstoffe, Leinen - alle Stoffe,  die in einer Passepartoutkarte nicht zu sehr „auftragen“

Die Motive werden so gewählt, daß sie im Passepartout-Ausschnitt gut sichtbar sind.

 

Diese Primel wurde im Plattstich  auf eine Rohseide gestickt, die Kreuzstich-Primel auf einen Zählstoff.

Der Stoff wird entweder selbst in den passenden Rahmen gespannt oder aber mit Hilfe von Stickvlies, wenn die Stoffstücke zu klein für den Rahmen sind. Man kann dafür Abreißvlies nehmen, es in den Rahmen spannen,  das zu bestickende Stück Stoff wird schwach mit Sprühzeitkleber besprüht  und möglichst mittig auf das Vlies geklebt. Wenn es nicht gleich richtig sitzt, kann man es ruhig einige Male hochnehmen ohne es noch mal zu besprühen. Mit Sprühkleber immer sparsam umgehen.

Oder aber man spannt Klebevlies ein, entfernt das Trägerpapier und klebt den Stoff auf. Dann kann man das gewünschte Motiv sticken.

Und dann gibt es noch PVC - Folie, ein Material, dass für das Sticken mit Industriemaschinen entwickelt wurde. Sie ist total klar, perforiert nicht beim Sticken, egal, wie klein der Stich ist. Sie ist sehr elastisch und läßt sich gut in den Rahmen einspannen und später auch ausschneiden. Auf die PVC-Folie habe ich Glocken gestickt, die Glitzerfädchen und Sternchen habe ich auf die leicht eingesprühte Passepartoutkarte "geklebt". Da die Sternchen auch locker auf den Fädchen aufliegen, werden sie sich z.T. auch wie in einer Schüttelkarte hin- und herbewegen können.

Bei Papier oder Karton sieht es etwas anders aus. Man muss bei der Auswahl der Motive ein bisschen  mehr darauf achten, dass nicht zu oft auf einer Stelle gestickt wird - das gibt Löcher. Wenn die Motive zu kompakt sind, können sie an den Rändern auch ausreißen.

Bei Zellpapier mit Viskosefäden habe ich das Papier besprüht, auf Abreißvlies geklebt und beides zusammen in den Rahmen gespannt.  Das Papier ist stoffähnlich, aber nicht sehr reißfest. Deshalb kann man am Schluss das Vlies nicht abreißen sondern benutzt es weiterhin als Trägerpapier und schneidet es mitsamt dem bestickten Papier aus.

Filigrane  Muster wie die folgenden bieten sich sehr an, weil die Flächen ähnlich wie bei Kreuzstich nicht kompakt sind und dadurch auch die Flächen nicht zusammen ziehen.

Ich habe verschiedene Naturpapiere bestickt – sie sind zum Teil reißfester als normales Papier. Bei den festeren konnte ich das Papier meist recht gut von der Klebefolie wieder abziehen nach dem Sticken.

   
Blütenpapier, fest und mittel    Bananenpapier, fein   Bananenpapier

Bei dem dünneren Papier habe ich das Vlies als Trägerpapier dahinter kleben lassen.  Man kann auch gut noch eine Lage feines Naturpapier dahinter kleben, so wie es auch bei 3 tlg. Passepartoutkarten gemacht wird.

Moonrockpapier sieht ein wenig wie dicke Strukturtapete aus, lässt sich aber wunderbar besticken, aber genauso gut von der Klebefolie abziehen. Auch Maulbeerbaumpapier macht keine Probleme beim Klebevlies entfernen.

 
Moonrock     
 
Maulbeerbaum    

Faserseide  ist so zart, daß ich sie mit Sprühzeitkleber  auf Abreißvlies fixiert habe. Klebevlies ist nicht so empfehlenswert, weil ich die zarte, durchscheinende Struktur des Papiers erhalten wollte. Das selbstklebende Trägerpapier kann man aber nicht von  der Faserseide entfernen, während schwach klebendes Abreißvlies sehr gut abzureißen oder wegzuschneiden ist.

   
Faserseide        
Hier die mit Metallicgarn gestickte Libelle von vorne und hinten.

Als nächstes habe ich direkt auf Karton - also eine Karte - gestickt. Ich habe dazu in diesem Fall schwarzes Klebevlies eingespannt – auch das muss gut eingespannt werden, genau wie Stoff – und auf das Vlies habe ich die Karte geklebt. Die Karte lässt sich anschließend sehr gut vom Klebevlies wieder ablösen – nur die bestickten Flächen bleiben natürlich mit dem Vlies verbunden.

Auch hier gilt – nicht zu kompakte Motive nehmen – die Karte wird sonst perforiert, wenn die Nadel zu oft auf einer Stelle sticht.

Dieses Motiv war schon hart an der Grenze, weil alle Flächen noch mal überstickt wurden, um ein plastisches Aussehen  zu erhalten.

Der Stern auf dem blauen Karton hat in mehreren „Ansätzen“ gestickt – bei Kreuzstich werden dafür Zwischenstiche gemacht und keine Spannfäden. Das ist auf Stoff kein Problem, aber auf Karton macht es unschöne Löcher inmitten des Stickmusters.

Bei diesem Kreuzstich-Motiv wurde alles in „einem Rutsch“ gestickt - sogar mit einem recht kleinen Kreuzstich  - und es ist ein wunderschönes, gleichmäßiges Stickmuster geworden.

Für die drei Sterne habe ich Metallicgarne verwendet – egal, ob auf Stoff oder Karton, das Metallicgarn muss ohne große Spannung  von der Spule oder Rolle abwickeln können. Das geschieht am besten von einem extra Garnständer  -  und sonst gibt es auf meiner Seite  „Tipps“ einiges zum Thema Metallicgarne, Nadeln und Vliese nachzulesen.

Weil Stickerinnen /Sticker gerne experimentieren, hab ich das auch gemacht.

So war Krepppapier dran. Auch dieses mit Sprühzeitkleber auf Vlies geklebt und  bestickt - und das sah so aus:

die Ränder rissen aus, Flächen, auf denen länger auf einer Stelle gestickt wurde, drückte das Papier nach unten. So legte ich beim nächsten Versuch wasserlösliche Folie obenauf (nicht mit eingespannt)  und stickte - schon war das Ergebnis durchaus sehenswert.

Das bietet sich allerdings nur bei „geschlossenen“ Motiven an, weil man die Folie hinterher wegreißen muss -  was ohne Probleme geht. Bei filigranen Motiven würde aber die Folie im ganzen Muster auf den nicht bestickten Flächen erhalten bleiben, da man das Papier ja kaum mit Wasser einsprühen kann.

Mir fiel ein holographisches  Selbstklebepapier auf – und schon probierte ich aus, ob auch das zu besticken ist. Da es mit einem Trägerpapier beschichtet ist, habe ich es in den Rahmen gespannt.

 

Auch diese Folie kann man wunderbar besticken. Sie ist irgendwie "elastisch" - es entstehen keine Löcher und sie reißt auch nicht aus. Da sie als Bucheinschlagfolie gedacht ist, könnte man nun gut den Deckel einer Schachtel oder einen Ordner mit der bestickten Folie bekleben. Lediglich an der bestickten Stelle bleibt das Trägerpapier erhalten, klebt also nicht - aber die könnte man mit einem Klebstoff einstreichen und so auch klebfähig  machen.

Die Naturpapiere sind als Sortiment in der Bastelabteilung zu bekommen, in Bastelgeschäften sicher auch als Einzelbogen. Die holographische Folie gibt es auch in Bastelabteilungen in Blattform, aber ich habe sie als Rolle bei den Bucheinschlagfolien gefunden. Die PVC - Folie müßte man beim Nähmaschinenhändler, der auch Stickgarne und -Folien führt, erfragen.

Das Buchenblatt und den Wilden Wein gibt es "zum Experimentieren" als freien Download. Dafür auf die Bilder unten klicken. Die Libelle ist auf der Muster - Download-Seite1 - Filigranwork - herunter zu laden.

Ich wünsche viel Spaß beim Experimentieren und

GUTES GELINGEN !

Copyright Liane Schommertz 2003