Filzen mit der Filzmaschine

Das Neueste (für mich) ist das Arbeiten mit einer Filzmaschine. Sie sieht aus wie eine Nähmaschine - aber sie braucht kein Garn, sie hat lediglich Nadeln, spezielle, mit kleinen Widerhäkchen, die das aufzufilzende Material in den Trägerstoff "treiben". Das kann Wolle sein, aber auch genauso gut Stoff wie Organza, Seide, Bändchen etc.... es gibt sehr viele Möglichkeiten.

Filzmaschinen gibt es von verschiedenen Anbietern, sie sind preislich unterschiedlich, sie sind sich in der Optik relativ gleich, in der Handhabung sowieso - es gibt ein paar kleine Unterschiede. Meine Maschine - eine Pfaff Smart 350p - hat 5 Nadeln, die alle einzeln auszuwechseln sind - das ist nicht bei allen Maschinen so - von Vorteil bei Nadelbruch, aber auch, wenn man nur mal kleine Sachen punktfilzen möchte. Fingerschutz haben wohl alle Maschinen, das ist sehr wichtig, weil die Maschinen nun wirklich "kinderleicht" zu bedienen sind ... wie man gleich sehen kann.

Als die Maschine dann vor uns stand, hatte ich kaum eine Chance zum Ausprobieren. Meine Enkelin fragte gleich: "darf ich mal ..." und "arbeitete" gleich mit sehr viel Gefühl und Eifer - sie bediente das Fußpedal als ob sie schon oft an der Nähmaschine gesessen hätte, und auch den Stoff schob sie sehr gefühlvoll hin und her.
Und sie machte nach kurzer "Probierzeit" sofort ein richtiges Motiv - mit viel Phantasie.
Der Vogel mit der Pusteblume bekam noch einen "Kollegen" mit Raupe im Schnabel und eine Wiese
   
Und das ist zur Zeit Sabrinas absolutes Lieblingstier - obwohl ... das nächste Mal könnte es "ein Araber mit geflochtenem Schweif sein"...O-Ton Sabrina
   
Irgendwann durfte ich auch mal an die Maschine - das waren meine ersten Versuche
Da ich eine "hoffnungslose Blumentante" bin - ist auch alles, was bis jetzt entstand, floral  
Zuerst habe ich die Kornblumenwiese gefilzt. Da ich keine blaue Filzwolle hatte, habe ich es mit Angorawolle gemacht. Die Wolle ließ sich sehr gut filzen.

Irgendwie war mir aber die Farbwahl zu langweilig. Auf dem anthrazitfarbigen Panamastoff wirkten blau und grün nicht so toll - so mußten weiße Margeriten her. Und schon wirkte alles viel freundlicher und frischer.

Nachfilzen war recht einfach, da die Tasche noch nicht genäht war. Aber da die Maschine einen Freiarm hat, wäre das später auch problemlos möglich gewesen.

Hier entsteht die bunte Blumenwiese - ich mache es meistens frei ohne Konzept, ohne vorzuzeichnen  
Bei diesem Muster hab ich mich an "Kleingetier" gemacht - eine Raupe aus Fransengarn, ein Marienkäfer - naja, Schmetterling muß ich noch üben ... Auf dieser Mohnblumenwiese haben Biene und Libelle Flügel aus Tüllresten. Da man Tüll nicht festgefilzt bekommt, kommt er unter eine Lage Wolle, dann klappt es hervorragend.
   

Die fertige Tasche mit den bunten Wiesenblumen

Die Apfelernte ist in vollem Gang
 
Der Korb ist "gewebt", der Henkel geflochten

Die Blumenvasen gefüllt mit Sommer-Blumen
 
Diese Vase ist mit Tüll-Restchen unterlegt und dünn mit weiß-türkisfarbener Filzwolle überdeckt    

Blumensträuße    
 
Die dünnen Stiele und kleinsten Blüten filzt man am besten nur mit 1-2 Nadeln. Da kann man besser auf den Punkt filzen und löchert seitlich nicht so viel Stoff

Materialien kann man sehr viele nehmen, um sie zu befilzen. Ich arbeite gerne mit festem Jeansstoff, auch Köper ist sehr gut geeignet. Bei diesen glatten Stoffen sollte man aber nicht zu oft nur auf einer Stelle "tackern", das perforiert dann doch schon kräftig. Man kann sehr gut aus diesen Stoffen Beuteltaschen und Utensilien verschönern, die man sonst mit Mustern von der Stickmaschine bestickt. Ich habe beispielsweise eine Hülle für eine Brille mit einem Fantasievogel befilzt oder auch die so beliebten "TaTüTas" - Taschentüchertaschen - haben passende Filzmotive bekommen. Die habe ich aber auch aus schwarzem Filzstoff genäht. Bastelfilz widerum habe ich in der Weihnachtszeit zu Nikolausbeutelchen verarbeitet - Konturen gestickt und dann die umrandeten Flächen befilzt, da muss man kein Freihandzeichner sein.

Mohnblüten - sehr gewünscht als Anstecknadeln   Eine Anthurie
 
Die Blüten werden auf Soluvlies gefilzt - jede Lage einzeln, gut auswaschen - auf einem Heizkörper trocknen die kl. Teile auch schnell - und dann zum Schluß 2- oder 3lagig zusammen gefilzt.    
 
Stiefmütterchen   Hinten wird mit ein paar Stichen eine Broschennadel angenäht

Das Experimentieren geht weiter
Blätter, bei denen ich die Blattadern mit farbig-passenden Rocailles bestickt habe - Trägerstoff ist ein ganz einfacher weicher Baumwollstoff Auch diese Blume erschien mir zu schade zum "Entsorgen" - aufgepeppt mit Rocailles in den Blüten und einer Libelle aus Stabperlen und Rocailles
   

Der Lavendel auf dem Balkon gab die Idee ... warum keine befilzten Lavendelbeutelchen ??
Bienchen summ herum - aus Rocailles in gelb und anthrazit sowie transparent für die Flügel Trägerstoff ist fertiges Leinenband mit gewebter Kante, die ich auch für meine gestickten Lavendelbeutel bevorzuge
...ein Marienkäferchen turnt auf den Lavendelblüten .. und auch ein Schmetterling gibt sich die Ehre
   
Um die kleinen Lavendelblüten besser punktfilzen zu können, habe ich die 2 hinteren Nadeln herausgenommen und so mit den 3 verbliebenen gefilzt - auf die Blüten hab ich anschließend auch wieder Rocailles in versch. Blautönen genäht.

(c) Liane Schommertz 2007-2010